ich lasse mich öfters von meinem Handy wecken.
Zum Wachwerden erklingt dann ein Lied
von Max Raabe: „Heute ist ein guter Tag, um
glücklich zu sein!“ In diesem Geist den Tag anzufangen,
hat für mich etwas Fröhliches, Optimistisches,
macht direkt gute Laune. Es hilft mir
dabei, mich dafür zu entscheiden, dem Tag die
Chance zu geben, gut zu werden.
Mit diesem positiven „Anfängergeist“, voller
Hoffnung, Neugierde und Entdeckerfreude fangen
doch auch die meisten Beziehungen an. Wir
lernen einander kennen und entdecken jeden
Tag etwas Neues, Spannendes, Aufregendes, Interessantes.
Wenn Ihr schon länger zusammen
seid, werdet Ihr vielleicht jetzt seufzen und euch
sagen, dass Ihr schon lange nichts Neues mehr
bei eurer Partnerin/eurem Partner entdeckt
habt. Das kann wohlige Vertrautheit bedeuten
oder pure Langweile. Wo ist da der Entdeckergeist
vom Anfang, wie erhalte ich mir den, brauche
ich den überhaupt?
Für mich steckt so ein Anfängergeist in jedem
kleinen Kind. Dieser unbändige Drang, die Welt
zu entdecken, zu erforschen, den eigenen Radius
zu erweitern und auch das Bekannte immer
wieder neu auszuprobieren, ist für mich
faszinierend. In dieser Entdeckerfreude stecken
Neugierde und Offenheit für das Neue, ohne Bewertung.
Dabei erleben wir Erwachsenen jeden
neuen Versuch des Kindes als etwas Positives.
In der Paarbeziehung erlahmt unser Interesse an neuen Versuchen oftmals mit zunehmender Dauer der Beziehung, weil Alltag, Beruf oder Familie viel Kraft fordern. Wir glauben, einander zu kennen und alles über einander zu wissen. Dabei übersehen wir das Veränderungspotential, das der Anfängergeist in sich birgt. Solche Veränderungen bedeuten auch immer wieder einen neuen Anfang im Kleinen und stellen meinen Anfängergeist auf die Probe. Es ist eben auch eine bewusste Entscheidung, sich diesen Anfängergeit zu bewahren – ich muss es wollen. Wenn ich den Anfängergeist erhalten will, brauche ich die innere Bereitschaft zu dieser Offenheit für das Leben, zu Unbeschwertheit und Leichtigkeit, wie Kinder sie mitbringen. Die Lust auf Neues in der Beziehung erhält die Lebendigkeit einer Partnerschaft. Mal etwas Unerwartetes tun und die Reaktion bestaunen, Rituale verändern und spüren wie es sich anfühlt.
Entdeckt Eure Kreativität. Wenn ich allerdings nicht damit rechne, dass sich etwas verändern kann, übersehe ich leicht, wie das Leben passiert. Wenn ich jedem Tag meiner Beziehung zutraue, dass er ein glücklicher wird, mir die Offenheit und die Entdeckerfreude erhalte, wächst die Chance, dass er es tatsächlich wird. Für die Paarbeziehung bedeutet das, die Lust auf Neues zu kultivieren. Das kann ein Tanzkurs sein, gemeinsames Kochen, sich gegenseitig ein Buch vorlesen, spielen, gemeinsam im Gras liegen und träumen…
Von einer 80-jährigen Frau wurde mir erzählt, dass sie jetzt beschlossen habe, jeden Tag etwas zu machen, was sie noch nie oder lange nicht gemacht hat, z.B. das rechte über das linke Bein zu schlagen, statt immer nur umgekehrt, mal wieder Freunde anzurufen und andere Dinge. Es müssen nicht immer die großen Veränderungen sein, auch aus einem kleinen Samenkorn kann Großes wachsen (vgl. Lk 13,19). „Bleiben Sie neugierig!“, so gibt der Moderator der Sendung „Wissen vor acht“ den Zuschauern jedes Mal mit auf den Weg. Bleibt neugierig auf Eure Partnerin/Euren Partner, erhaltet Euch den Anfängergeist, es lohnt sich.
Georg Kalkum
Bild: © John Moeses Bauan/unsplash
Das Sofa verlassen
Die Trägheit wegräumen
Gedanken ausschütteln
Zerbrochene Gefühle ausmisten
Die Ansprüche entrümpeln
Verblasste Träume einfärben
Verlorene Freude wieder finden
Lächeln neu lackieren
Den Antrieb umtopfen
Das Ende zum Anfang kehren
Alles gegen den Strich bürsten
Die Zukunft rein waschen
Alte Rituale einmotten
Mein Menschlein abstauben
Neue Worte suchen
Hermine Geissler
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